Der Wald muss BRENNEN!

Foto: greenplanetethics.com

Der Sommer kommt und mit ihm Waldbrände und Buschfeuer auf der ganzen Welt. In den Medien werden diese Ereignisse als Katastrophen dargestellt. Doch eigentlich sind sie nur für den Menschen katastrophal und das auch erst, seitdem wir sesshaft geworden sind. Man will eben einen schöne Aussicht genießen, nicht wahr, da baut man sein Haus eben ganz nah an die Natur ran. Oder man muss die Natur in unmittelbarer Nähe einer größeren Stadt erhalten, weil sonst gar keine mehr da wäre. Und wenn es in so einem Wald nahe an besiedeltem Gebiet mal brennt, rückt sofort die Feuerwehr an und es wird gelöscht.

Das ist unnatürlich und schafft Probleme.

Denken wir uns mal zurück in eine Zeit vor der flächendeckenden Besiedlung durch den Menschen. Im trockenen Hochsommer entzündet sich irgendwo in einem Wald ein Haufen trockener Kiefernnadeln. Das Feuer verbreitet sich schnell im Unterholz und zerstört totes Material, das im letzten Herbst angefallen ist. Das geht ziemlich schnell, denn dieses Material ist knochentrocken. Das kennt man vielleicht vom Lagerfeuer – man schmeißt einen uralten, trockenen Ast rein und freut sich, wie schnell er Feuer fängt – und ist dann enttäuscht, dass keiner der dickeren, frischeren Scheite anbrennt. Das Feuer ging einfach zu schnell wieder aus. Und dasselbe passiert in einem naturbelassenen Wald: Altes, Totes verbrennt so schnell, dass frische grüne Pflanzen gar nicht erst Feuer fangen. Neue Pflanzen, die gerade aus dem Boden kommen, kriegen Licht und Luft und fruchtbaren Nährboden. Alles wunderbar. Es sei denn, man löscht alles sofort. Dann kann totes Material sich über Jahrzehnte ansammeln und Pflanzen im Unterholz wachsen immer dichter. Wenn es dann brennt, hat man so viel totes Zeug, dass es eine Weile brennt. Dann hat das Feuer Zeit, auf die dichtgewachsenen Pflanzen im Unterholz überzugreifen, die dann auch so lange brennen, bis das Feuer die großen, älteren Bäume angreifen kann. Und dann haben wir die Katastrophe: Einen gewaltigen, unkontrollierbaren, hausgemachten Waldbrand. Die Brände können extreme Hitze im Boden verursachen, sodass auch in der Erde gelagerte Samen zerstört werden, die einen kurzen Brand überleben würden. So kann sich der Wald nach einem Brand auch nicht mehr von selbst erholen.

Viele Bäume können durch eine dicke Rinde Feuern standhalten. Ein Beispiel ist die nordamerikanische Gelbkiefer, deren Rinde bis zu 5 cm dick ist. Außerdem stehen diese Bäume unter natürlichen Bedingungen weit auseinander, sodass ein Feuer nicht vom Baum zu Baum übergreifen kann. Wer sich heimische Kiefern schon einmal genauer angeschaut hat, dem sind vielleicht die sehr hohen Kronen aufgefallen. Kiefern haben keine Äste am Stamm, wie andere Nadelbäume. Ein durch das Unterholz fegende Feuer kann so einer Kiefernkrone also nichts anhaben. In bewirtschafteten Wäldern werden Bäume so dicht wie möglich nebeneinander gepflanzt, um die Holzerträge zu erhöhen. Hier hat ein Feuer leichtes Spiel, da es von Baumkrone zu Baumkrone springen kann. In Nordamerika bemüht man sich jetzt, auch Wirtschaftswälder wieder weniger dicht zu pflanzen, um die Feuergefahr zu verringern.

Ein Feuer überstehen ist ja ganz nett. Viel interessanter finde ich ja die Pflanzen, die Feuer brauchen, um sich z.B. fortpflanzen zu können. Und dann sind da noch die Pflanzen, die Feuer verursachen. Absichtlich.
In der ersten Gruppe, den sogenannten Pyrophyten (zu dt. etwa „Feuerpflanzen“) finden wir zum Beispiel die immergrünen Banksien in Australien. Sie haben sehr harte hölzerne Fruchtstände, die von Harz verschlossen sind. Dieses Harz braucht die Hitze eines Feuers, um zu schmelzen und die Samen freizugeben. Damit sie jedoch nicht sofort herausfallen und verbrennen, ist der Samen zusätzlich von einer Hülle umgeben, die den Samen im geöffneten Fruchtstand festhält. Wenn das Feuer vorüber ist, lässt Feuchtigkeit (z.B. Tau oder Regen) die Hülle anschwellen, wodurch sie sich öffnet und der Samen herausfällt. Da das Feuer die Unterholz-Vegetation zerstört hat, fällt der Samen auf fruchtbaren Boden und hat genug Licht. Ein Meisterstück der Evolution!
Auch die insektenfressende Venusfliegenfalle benötigt regelmäßige Brände, und zwar für ihr nacktes Überleben. Sie ist recht klein und wächst dicht am Boden. Außerdem besitzt sie unterirdische Rhizome, das sind so eine Art unterirdische Triebe, aus denen Blätter und ganze Pflanzen wachsen können. Im Garten hat man das Vielleicht bei Maiglöckchen oder Schwertlilien schon mal gesehen. Ingwer ist auch ein Rhizom (also der Teil, den man essen kann). Nach einem Feuer kann die Venusfliegenfalle aus ihren Rhizomen wieder austreiben und hat reichlich Licht, da alle anderen Pflanzen ja verbrannt sind. Passiert das nicht regelmäßig, wird die Venusfliegenfalle überwuchert und stirbt.
Die Samen vieler Pflanzen in Ökosystem, wo es hin und wieder brennt, warten im Boden auf ein Feuer, bevor sie auskeimen. Die Hitze verursacht ein chemisches Signal im Samen, das den Keimvorgang startet.
Und jetzt die ganz schlimmen – die Zündelfritzen unter den Pflanzen. Da wäre die aus Kalifornien stammende Strauchige Scheinheide (Adenostoma fasciculatum), deren Blätter mit brennbarem Öl überzogen sind. Wenn es da anfängt zu brennen, sorgt die Scheinheide dafür, dass das Feuerchen auch ja nicht wieder ausgeht und ordentlich an Größe gewinnt. Die Pflanze selbst verbrennt zwar, treibt aber aus unterirdischen oder nahe am Boden gelegenen überlebenden Trieben schnell wieder aus – und hat die Konkurrenz mal eben vernichtet. Dictamnus Albus, der Aschwurz, ist eine Blütenpflanze, die etwa 120 cm hoch werden kann und wegen ihrer schönen Blüten und ihrem angenehmen zitronig-vanilligem Geruch gerne in Gärten kultiviert wird. Der Wohlgeruch stammt allerdings von ätherischen Ölen, die die Pflanze im Sommer in derartigen Mengen produziert, dass sie regelrecht von den Blättern tropfen. Solche Öle sind dummerweise leicht entzündlich. Wenn so ein Öltropfen an einem heißen Tag das Sonnenlicht fokussiert wie eine Lupe, kann die Pflanze schon mal kurz in Flammen aufgehen. Das Öl verbrennt jedoch so schnell, dass die Pflanze keinen Schaden nimmt. Ob diese spontane Selbstentzündung Absicht ist oder ein Nebeneffekt der Duftproduktion, ist nicht geklärt. Wer mal im Mittelmeerraum unterwegs ist und eine Aschwurz entdeckt, kann mal eben ein Streichholz unter die Blüte halten – und dann nichts wie weg!

Fazit: Waldbrände sind, im Abstand von 10 bis 30 Jahren, normal und sogar nützlich. Pflanzenbestände und die Tiere, die von ihnen leben, brauchen sie. Doch leider ist es aufgrund des dichten Nebeneinanders von Menschen und Wald selten möglich, der Natur ihren Lauf zu lassen. Die Bilder von gigantischen Flammen, die hundert Meter in den Himmel schlagen werden also so bald nicht aus den Medien verschwinden.

Alt aussehen, jung bleiben

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Foto: National Geographic

Welches ist das hässlichste Säugetier der Welt? Genau, der Nacktmull. Entdeckt wurde er 1842 in Afrika von dem deutschen Wissenschaftler Eduard Rüppell, der annahm, das von ihm gefangene Exemplar sei ein altes, krankes Tier. Später stellte sich heraus, dass er sich geirrt hatte – die sehen immer so aus.

Der Nacktmull ist ein äußerst bemerkenswertes Tier, nicht nur, was sein Aussehen betrifft. So ein Nacktmull kann nämlich bis zu 30 Jahre alt werden. Dreißig! Das ist sehr alt für ein so kleines Nagetier. Nur zum Vergleich: Ratten, die etwa genauso groß sind, werden nur ca. 3 Jahre alt. Stachelschweine, die mit ca. 80 cm Körperlänge zu den größten Nagetieren gehören, können ein ähnliches Alter erreichen wie die Nacktmulle. Doch den Rekord hält immer noch ein Nacktmull, der im Alter von 31 Jahren starb. Das älteste Stachelschwein wurde nur 27.

Ein kleiner Exkurs: Warum werden große (Säuge-)Tiere im Allgemeinen älter als kleine Tiere? Das liegt am Verhältnis zwischen Körperoberfläche und Körpervolumen. Ein großes Tier hat im Vergleich zu seinem Volumen eine recht kleine Oberfläche. Je kleiner ein Tier ist, umso größer ist seine Körperoberfläche im Verhältnis zu seinem Körpervolumen. Und eine große Oberfläche ist ein Problem, weil sie viel Wärme abstrahlt. Die muss ersetzt werden, indem das Tier durch das verstoffwechseln von Nahrung Energie erzeugt. Wer Mäuse hält, oder Ratten oder Meerschweinchen, dem wird aufgefallen sein, dass diese Tiere eine hohe Herzfrequenz haben und sehr schnell atmen. Ein Mäuseherz schlägt ca. 670 mal in der Minute, ein Menschenherz nur 72 mal, Pferde bringen es auf 38 Herzschläge – und dem Blauwal reichen sechs Herzschläge pro Minute. So ein schneller Stoffwechsel sorgt aber auch dafür, dass die Zellen sich schnell abnutzen. So altert das Tier schneller und stirbt eher.

Nicht so jedoch der Nacktmull! Was ist sein Geheimnis? Nun, fangen wir mal beim Stoffwechsel an. Fast alle Säugetiere sind gleichwarm, das heißt, sie halten eine konstante Körpertemperatur aufrecht, egal, wie warm oder kalt es um sie herum ist. Der Mensch hat etwa eine konstante Temperatur von 37 °C. Der Nacktmull jedoch ist das einzige Säugetier, das dies nicht tut. Er ist so warm wie seine Umgebung, das nennt man „wechselwarm“. Reptilien und Amphibien, also z.B. Schlangen, Eidechsen und Frösche, sind ebenfalls wechselwarm. Bei niedrigen Temperaturen verlangsamt sich ihr Stoffwechsel. Und das ist auch schon eines der Geheimnisse des Nackmulls – wenn es kühl ist, schlägt sein Herz sehr langsam. Das spart Energie und verlängert das Leben.

Auch sein Verhalten passt der Nacktmull an die Temperatur an. Nacktmulle leben in unterirdischen Höhlensystemen, die die Tierchen mit ihren Zähnen graben. In so einem Bau leben durchschnittlich 75 Tiere zusammen. Wenn es kalt ist, begeben sie sich näher an die warme Oberfläche und kuscheln sich aneinander. So muss jeder seinen Stoffwechsel nicht allzusehr ankurbeln.

In diesen Höhlen ist allerdings der Sauerstoff zum atmen recht knapp. Die vielen Mulle, die da zusammenleben, atmen alle Sauerstoff ein und Kohlendioxid wieder aus, wie jedes atmende Tier. Das Kohlendioxid sammelt sich in den Höhlen und so atmen die Mulle auch viel Kohlendioxid ein. Das führt zur Übersäuerung des Blutes und das verursacht Schmerzen. Theoretisch. Doch ein Nacktmull kennt keinen Schmerz! Und zwar buchstäblich. Er hat schlichtweg keine Schmerzrezeptoren. Schmerz verursacht Stress und Stress verkürzt das Leben. Und durch die Übersäuerung des Blutes würde ein Mull ständig Schmerzen spüren. Tut er aber eben nicht, und so ist eine weitere Voraussetzung zu einem langen Leben erfüllt – kein Stress.

Ein weiterer möglicher Stressfaktor im Leben eines Tieres ist die Partnersuche. Konkurrenten verjagen, balzen, sich aufdringliche Partner vom Hals halten – alles Stress. Doch auch dafür hat der Nacktmull eine Lösung. Er ist das einzige Säugetier (schon wieder), das „eusozial“ lebt. Das heißt, dass nur ein Weibchen sich paart. Das ist die Königin, und nur ein bis drei Männchen aus der Gruppe paaren sich mit ihr. Die restlichen Mulle sind Arbeiter, die Futter suchen, Gänge graben – und sich nicht um Produktion und Aufzucht der Jungen sorgen müssen.

Nacktmulle bekommen auch keinen Krebs. Krebs wird bekanntermaßen durch die unkontrollierte Teilung bestimmter Zellen verursacht. Alle Säugetiere, auch Menschen, haben eingentlich einen Mechanismus, der diese unkontrollierte Zellteilung verhindert. Der Mechanismus gibt den Zellen einen Stopsignal, sobald alle Zellen eines Gewebes einander berühren – dann „weiß“ der Körper, dass genügend Zellen da sind. Dieser Mechanismus kann allerdings fehlerhaft sein oder durch spontane Mutationen ausgeschaltet werden. Der Nacktmull besitzt denselben fehleranfälligen Mechanismus. Aber er hat noch einen, der im Prinzip genauso funktioniert, aber anscheinend strenger ist und weniger leicht auszuschalten.

Ob all diese wunderbaren Eigenschaften des Nackmulls uns helfen können, Krebs zu besiegen und unglaublich alt zu werden, muss sich noch zeigen. Die Forschung läuft jedenfalls auf Hochtouren, das Genom des merkwürdigen Nagers wurde in den letzten Jahren vollständig entschlüsselt. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt. Jedenfalls sehe ich jetzt nicht mehr nur das abstoßende Äußere des Nacktmulls, sondern auch seine faszinierende Biologie.

Velociraptor, der glorifizierte Truthahn

Velociraptor - Film und echt
Bilder von screeninvasion.com und Matt Martyniuk – image from http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Velociraptor_dinoguy2.jpg

Diesen Sommer kommt Jurassic World in die Kinos. Ein guter Grund, um zurückzuschauen und ein bisschen die Wissenschaft hinter dem ersten Jurassic Park-Film zu beleuchten.

Jurrasic ist das englische Wort für Jura, ein Erdzeitalter in dem viele Dinosaurier lebten, zum Beispiel der Allosaurus, ein großer Raubsaurier, oder Brachiosaurus, der langhälsige Pflanzenfresser. Auch Archaeopteryx, der sogenannte Urvogel, lebte im Jura. Die Stars des Jurassic Park aber, T-Rex und Velociraptor lebten natürlich… nicht im Jura. Sondern in der Kreide. Da müsste der Film jetzt eigentlich „Cretaceous Park” heißen (Cretaceous ist das englische Wort für das Kreide-Zeitalter). Tut er leider nicht, spricht sich ja auch nicht so schön (man spricht es ungefähr so: Kri-täi-schus). Da bin ich schon ein bisschen enttäuscht. Film: 0 Punkte, Wissenschaft: 1 Punkt.

Velociraptoren, die Publikumslieblinge im Film, werden als mannshohe schuppige Monster mit Killerklauen dargestellt, mit denen sie ihre Beute der Länge nach aufreißen. 2005 drehte die britische BBC eine Doku zum Thema „Killersaurier“, in der sie die Fähigkeit dieser Klauen testeten, die Haut eines Schweins aufzuschneiden. Das klappte wirklich überhaupt nicht. Inzwischen vermuten Paläontologen, dass die Klauen verwendet wurden, um wichtige Blutgefäße anzustechen und das Opfer damit verbluten zu lassen. Zur Jagdtechnik gibt es auch einige neue Erkenntisse: Es stimmt wahrscheinlich, dass Velociraptoren zu mehreren jagten. Und sie sprangen ihre Opfer auch an, wie es im Film teilweise gezeigt wird. Der Zweck dieses Manövers war wahrscheinlich, sich schlicht auf die Beute draufzusetzen und sie damit in die Knie zu zwingen. Auf einem um sein Leben kämpfendes Tier zu sitzen ist allerdings nicht besonders gemütlich und erfordert gute Balance. Da sind lange Klauen zum festhalten ganz praktisch. Und seine gefiederten Arme nutze Velociraptor wohl ebenfalls zum Balancieren in solchen Situationen. Jawoll, er hatte Federn. 2007 wurden an einem Fossil aus Mongolien Federansätze an den Armen von Velociraptor gefunden. An Fossilien anderer Dinosaurier konnten größere Mengen Keratin nachgewiesen werden, dem Hauptbaustoff von Federn. Inzwischen weiß man von vielen Dinosaurierspezies, dass sie Federn hatten. Auch der gigantische zweibeinige Deinocherus gehört dazu, er konnte bis zu 11 m groß werden. In dem Bereich hat Velociraptor übrigens nicht viel vorzuweisen. Er würde einem Menschen nur etwa bis zum Knie reichen. Also, mannshohes, schuppiges, Beute-aufreißendes Untier gegen gefiederte truthahngroße Echse, die anscheinend auch mal gerne auf vier Beinen lief. Film: 0 Punkte, Wissenschaft: 2 Punkte.

Und zuletzt geht’s ans Eingemachte: Wäre es überhaupt möglich, Dinosaurier aus dem Blut im Bauch von Urzeitinsekten wieder zum Leben zu erwecken? Ähm, nein. Sorry. Saurier-DNA, die Erbsubstanz, die die dafür nötigen Informationen enthielte, ist zwar vielleicht tatsächlich in einigen Mückenmägen erhalten geblieben. Aber wenn überhaupt, dann nur in winzigen Stücken, die auf keinen Fall ausreichen würden, einen funktionierenden Organismus zu klonen. Selbst dann nicht, wenn man die Lücken mit Frosch-DNA füllt, wie im Film geschehen. Das ist überhaupt der größte Quatsch. Frösche sind Amphibien, mit einer dünnen Haut voller Sekretdrüsen zum Feuchthalten. Außerdem haben Frösche keine Rippen. Dinosaurier sind Reptilien, deren Haut von Schuppen bedeckt ist. Und Rippen haben sie auch. Warum würde man die Erbinformation eine Reptils mit der eines Amphibiums ergänzen? Warum denn bitteschön nicht mit der einer Schildkröte, eines Krokodils, eines Geckos? Alles Reptilien! Das ist so haarsträubend, dass es einen Minuspunkt gibt. Film: -1 Punkt, Wissenschaft: 3 Punkte. Hätten wir das auch geklärt.

Ich werde den Film natürlich trotzdem sehen. Dino-Action! Das lasse ich mir nicht entgehen.

Killerkartoffeln!

http://www.zin.ru/animalia/coleoptera/eng/lepdecl1.htm
Larven des Kartoffelkäfers Leptinotarsa decemlineata. Foto: Dr. Sci. A.G. Kirejtshuk

Wenn morgen alle Erdenbürger beschließen, europäische Essgewohnheiten anzunehmen, haben wir unseren Planeten in zwei, drei Monaten kahlgefressen und können uns alle die Kugel geben. Das ist natürlich eine drastische und noch dazu unrealistische Prognose, denn das wird nicht morgen passieren. Sondern schleichend innerhalb der nächsten Jahrzehnte. Vielleicht halten wir es auch noch ein bisschen länger aus, aber dieser Planet kann uns definitiv nicht alle ernähren. Wir müssten viel weniger Fleisch essen und damit klarkommen, dass Supermärkte nicht alles in Hülle und Fülle anbieten, sondern die Regale abends leer sind, weil nur so viel angeboten wird, wie tatsächlich konsumiert werden kann. Und vor allem müssen wir uns von der Idee verabschieden, keine genmanipulierte Nahrung zu uns nehmen zu wollen. Wenn die Weltbevölkerung weiter wächst – und das wird sie allem Anschein nach – und die Welt sich fortschreitend industrialisiert, MÜSSEN wir Pflanzen anbauen, die uns besser ernähren können: Mehr Erträge auf kleinerer Fläche, eingebaute Schädlingsresistenzen, etc. Beim Thema genmanipuliertes Gemüse heißt es dann „Friss oder stirb“ – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Aber alle sind dagegen, und zwar total.

Das Problem ist in meinen Augen, dass viele Leute gar nicht wissen, was „genmanipuliert“ bedeutet. Das Wort hat in den letzten Jahren einen extrem negativen Ruf bekommen, vor allem durch einseitige Medienberichte und politische Propaganda. Jawoll, ich nenne das Propaganda. Also jetzt mal ganz von vorne, ohne politische Absichten: Was ist Genmanipulation?

Erstens: Gene sind nicht böse. Und ein Bioladen, der sich als „Genfreie Zone“ bezeichnet, dürfte eigentlich nur Steine verkaufen (in jedem Falle müssten den Besitzern solcher Läden wegen gefährlicher Dummheit sofort die Lizenz zum Verkauf von Lebensmitteln entzogen werden). Gene kommen nämlich in allen Lebewesen vor. Sie liegen auf unserer Erbinformation, der DNA, und jedes von ihnen ist eine Art Bauanleitung für einen Eiweißstoff in unserem Körper. Das Keratin unserer Haare und Fingernägel ist so ein Eiweißstoff, ebenso die Enzyme in unserem Magen, die unser Essen verdauen. Damit unser Körper (und der jedes anderen Lebewesens) weiß, wie genau jeder Eiweißstoff aussehen muss, damit er richtig arbeiten kann, muss es irgendwo einen Bauplan dafür geben. Und dieser Bauplan ist eben ein Gen. Gene bestimmen also, wie wir aussehen und wie all unsere Zellen und Organe arbeiten. Fazit: Ohne Gene kein Leben.

Manche Lebewesen haben Gene, die ihnen besondere Eigenschaften geben – einige Meerestiere können z.B. im Dunkeln leuchten, weil sie ein Gen haben, das den Bauplan ist für einen leuchtenden Eiweißstoff enthält. Einige Pflanzen wiederum sind naturgemäß resistent gegen bestimmte Stoffe im Boden, die für andere Pflanzen giftig sind.

„Genmanipulation“ bedeutet nun, dass man Gene in einem Lebewesen gezielt verändert. Man kann bestimmte Gene aus anderen Lebewesen einfügen oder Gene löschen. Man kann auch verändern, wann und wo der Bauplan des Gens abgelesen wird und damit beeinflussen, wie viel von einem bestimmten Eiweißstoff produziert wird. Damit kann man beispielsweise Pflanzen gegen Schädlinge resistent machen oder die Erträge pro Hektar vergrößern.

Einen bedeutenden Vorstoß im Bereich der Schädlingsresistenz haben Wissenschaftler um Ralph Bock am Max Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam gemacht. Ihnen gelang es, Kartoffelpflanzen eine genetische Resistenz gegen ihren ärgsten Feind, den Kartoffelkäfer zu verleihen. Der stammt aus den USA und wurde im 19. Jahrhundert nach Europa eingeschleppt. Da er hier nicht beheimatet war, gab es auch keine Fressfeinde. So konnte er schnell zur Plage werden und vor allem Anfang des 20. Jahrhunderts erhebliche Anteile der Kartoffelbestände vernichten. Man bekämpfte ihn mit Arsen (fies giftig für Menschen) und später dem berühmt-berüchtigten DDT und anderen Insektiziden. Das Problem dabei ist, dass Insektizide alle Insekten abtöten, auch wichtige Bestäuber wie Bienen und Schmetterlinge. Zum anderen entwickelt der Kartoffelkäfer ungewöhnlich schnell Resistenzen gegen solche Bekämpfungsmittel, sodass diese schon nach einigen Jahren ihre Wirksamkeit verlieren. Dann muss man entweder mehr sprühen oder etwas Neues finden.

Ganz andere Wege ohne Chemikalien haben nun also Ralph Bock und seine Kollegen gefunden: Sie gaben der Kartoffelpflanze ein Gen, dass Bauplan für etwas Besonderes ist: Keinen Eiweißstoff, sondern eine RNA. RNA ist ein Molekül, das andere Gene beeinflussen kann. Eine spezifische RNA sorgt dafür, dass ein ganz bestimmtes Gen ausgeschaltet wird und damit der Eiweißstoff von diesem Gen nicht mehr produziert werden kann. Die Kartoffelpflanze produziert nun also diese RNA, die dann vom Käfer gefressen wird. Wenn dann die RNA in die Zellen des Käfers gelangt, kann sie dort ein Gen ausschalten, das für den Käfer überlebenswichtig ist. Und, tadaa, Käfer tot, Problem gelöst. Ohne giftige Chemikalien. Jetzt kommt natürlich der Aufschrei: Aber was, wenn diese RNA auch im Menschen ein Gen stört? Keine Angst, liebe Leute, auch daran wurde gedacht: diese RNA wird nur in den Blättern der Kartoffelpflanze produziert. Die essen wir überhaupt nicht, der Käfer jedoch frisst nur die.

Mir persönlich gibt das Hoffnung. Und dieses ist nur eines der Beispiele, wie klug geplante Genmanipulation uns helfen kann, die Welt in Zukunft ernähren zu können, ohne dabei die Umwelt zu zerstören. Es ist wirklich ein Jammer, dass einige große Agrarfirmen mit aggressiven Vermarktungsstrategien einem so wichtigen Wissenschaftszweig einen schlechten Ruf verpassen. Ich kann dazu nur sagen: Informiert euch! Verteufelt nicht alles, nur weil das Wort „Gen“ darin vorkommt! Wisst, worüber ihr sprecht! Wir wollen alle Menschen ernähren. Wir wollen keine Gifte auf die Felder sprühen. Aber gegen die einzige verfügbare Lösung gehen wir ebenso auf die Straße wie in den Siebzigern gegen DDT? Das ist nicht logisch, Leute. Gentechnik ist nicht per se schlecht, sie kann sogar extrem gut sein. Es liegt immer daran, wie wir sie einsetzen. Lasst euch nicht blind machen von Umweltschützerverbänden, die mit inhaltslosen Parolen Sand in die Augen des Verbrauchers streuen. Wenn ihr euch stark machen wollt, dann für einen wirtschaftlich und moralisch sinnvollen Einsatz von Gentechnik, denn sie kann uns unglaublich helfen.

Wie die Nase eines Mannes…

http://news.sciencemag.org/biology/2015/03/how-big-average-penis
Andrey Popov/ Shutterstock

Wie groß ist ein „normaler“ Penis? Diese Frage, die Frauen vielleicht zum Kichern bringt und die eine oder andere Erinnerung weckt, kann bei Männern schon mal Unbehagen auslösen. Ist ER zu kurz? Zu dünn? Doch man darf aufatmen, liebe Männer: Eine Studie in der wissenschaftlichen Zeitschrift BJU International räumt auf mit überzogenen Vorstellungen und unrealistischen Erwartungen an die eigene Männlichkeit. David Veale und seine Kollegen aus London haben Daten aus 17 vorhergehenden Veröffentlichungen anderer Wissenschaftler zusammengetragen und so Messungen für Penislänge und –umfang von über 15.500 Männern erhalten. Die sorgfältige statistische Auswertung dieser Daten ergab, dass ein durchschnittlicher schlaffer Penis 9,16 cm lang ist; das erigierte Pendant bringt es auf 13,12 cm bei einem Umfang von 11,66 cm. Von wegen zwanzig Zentimeter! Statistisch gesehen könnten aufgrund dieser Berechnung nur fünf von 100 Männern überhaupt eine Länge von mehr als 16 cm vorweisen (im erigierten Zustand), auch kürzer als 10 cm kommt sehr selten vor. Wer jetzt selbst Hand anlegen will: gemessen wird vom Hüftknochen (eventuell vorhandenes Fett ein bisschen wegdrücken) bis zur Spitze, Vorhaut zählt nicht mit! Der Umfang kann am Ansatz oder in der Mitte gemessen werden.
Gewappnet mit diesem Wissen kann man dem nächsten Schwanzvergleich entspannt entgegensehen.

Pandas – zu doof zum Überleben?

Wenn man das Wort „Panda“ bei YouTube eingibt, bekommt man 5.480.000 Ergebnisse. Das ist deutlich weniger als wenn man die Worte „cat“, „dog“ oder „tiger“ eingibt. (Nur so nebenbei: Ich wollte eigentlich recherchieren. Nachdem ich eine halbe Stunden lang Katzenvideos geschaut hatte, fiel mir plötzlich wieder ein, dass ich ja noch einen Blogpost schreiben wollte…). Allerdings wurde das meistgesehene Pandavideo über 216 Millionen Mal angeklickt, das meistgesehene Katzenvideo nur ca. 88 Millionen Mal. Das beliebteste Hundevideo schaffte immerhin 167 Millionen. Wir finden Pandas eben unwiderstehlich niedlich. Und die Tatsache, dass es nicht so viele Pandavideos gibt, liegt vielleicht einfach daran, dass es nicht so viele Pandas gibt. Womit ich dann auch schon beim Thema wäre: Ich vertrete die sehr unpopuläre Meinung, dass man nicht so krampfhaft versuchen sollte, den Großen Panda vor dem Aussterben zu bewahren. Seine Zeit ist gekommen, lasst ihn los. Ich habe sogar eine Begründung.

Zunächst muss ich jedoch klarstellen, dass die Zerstörung von Lebensräumen durch den Menschen die größte Bedrohung für viele wilde Tiere ist. Dazu gehören vor allem große Säugetiere wie Tiger, Leoparden, Elefanten, Nashörner, Gorillas und Orang-Utans. Wälder werden für die Landwirtschaft oder wegen der vorkommenden Bodenschätze gerodet. Chemikalien, die zum Düngen oder im Bergbau eingesetzt werden, vergiften den Boden, sodass eine Rückkehr der Natur sehr lange nicht möglich ist, selbst nachdem der Mensch aus dem Gebiet wieder verschwunden ist. Das Verschwinden vieler Arten ist die Schuld des Menschen und wir tun gut daran, dem entgegenzuwirken, vor allem durch den Erhalt von Lebensräumen.

Über den Panda muss jedoch gesagt werden, dass er wahrscheinlich einfach zu spezialisiert ist (noch dazu auf denkbar ungeeignete Weise), um noch sehr lange überleben zu können. Nehmen wir seine Ernährung: Der Panda ist ein Bär und zählt damit zu den Raubtieren. Er hat einen kurzen Darm, wie für Raubtiere üblich, ein Raubtiergebiss und alle Enzyme, die man braucht, um Fleisch zu verdauen. Leider frisst er fast nie Fleisch, sondern fast ausschließlich Bambus. Und leider hat er keine Enzyme, um Pflanzen verdauen zu können. Er hat stattdessen bestimmte Bakterien in seinem Darm, die die Pflanzenzellen aufbrechen und das bisschen Energie darin für den Bären nutzbar machen. Da der Darm, in dem diese Bakterien leben jedoch so kurz ist, haben die Bakterien kaum Zeit für ihre Aufgabe. Dementsprechend muss ein erwachsener Panda 9 – 14 kg Bambus am Tag verspeisen, um genug Energie zum Überleben zu haben. Da darf man nicht wählerisch sein und muss nehmen, was man finden kann. Das ist dem Panda aber herzlich egal, er verschmäht 1.425 der bekannten Bambussorten und frisst nur 25 Arten von Bambus. Da alle Pflanzen einer bestimmten Bambusart zur selben Zeit wachsen, blühen und dann sterben, muss ein Panda mindestens zwei seiner bevorzugten Bambusarten in seinem Lebensraum haben, damit er immer was zu fressen hat. Was für ein Mäkelfritz! Übrigens: Pandabären haben ca. 40 Mal am Tag Stuhlgang. Vierzig! Mit all dem Essen und Kacken bleibt dann auch keine Energie mehr für irgendetwas anderes. Pandas vermeiden darum aktiv sozialen Kontakt mit Artgenossen und halten sich von steilem Gelände fern. Ist ja auch viel zu anstrengend.

Dementsprechend leben Pandas alleine und tolerieren andere Pandas ausschließlich während der Paarungszeit. Das Weibchen ist allerdings nur einmal im Jahr für ca. 2 – 3 Tage empfängnisbereit. Wenn da gerade kein Männchen in der Nähe ist, wird es schwierig mit dem Nachwuchs. Doch selbst, wenn die Paarung gelingt, kann man noch nicht aufatmen. Pandababys gehören zu den verhältnismäßig kleinsten Säugetierkindern. Mit ca. 0,1 % des Körpergewichts ihrer Mutter haben sie etwa die Größe einer Ratte. Bei Geburt sind Pandajungen blind, nach sechs bis acht Wochen öffnen sich die Augen, und unabhängig werden Pandakinder im Alter von zwei Jahren. Bis dahin muss man sie erstmal durchbringen. Werden zufällig mal Zwillinge geboren, verlässt die Mutter eines der Jungtiere. Der Grund dafür ist, dass sie nicht genug Milch für zwei Babys produzieren kann. Die beinahe ausschließlich pflanzliche Ernährung versorgt den Panda schlichtweg nicht mit genug Energie und lässt auch keine Speicherung von Fett im Körper zu.

Wie jeder von den vielen niedlichen YouTube-Videos weiß, gibt es zahlreiche Versuche, Pandas in Zoos zu halten und zu vermehren. Unsummen werden darin investiert, die Bären zur Fortpflanzung zu animieren. Man zeigt ihnen Videos von kopulierenden Panda-Pärchen und gibt den Männchen Viagra. Trotz der großen Geldsummen, die in die Pandazüchtung gepumpt werden, ist der Erfolg sehr mäßig. Die Bären haben einfach keinen Bock. Das Geld wäre wohl sehr viel besser angelegt, wenn man das Land, auf dem Pandabären noch in freier Wildbahn leben, kaufen und schützen würde.

Experten streiten sich darüber, ob der Große Panda sowieso aussterben wird oder ob es allein die Schuld des Menschen ist. Pandas gibt es seit ca. 7 Millionen Jahren. Vor etwa 2 Millionen Jahren traf dieser Bär die Entscheidung für eine radikale Ernährungsumstellung von Fleisch auf Bambus, wahrscheinlich aufgrund einer Genmutation, die ihm buchstäblich den Geschmack für Fleisch raubte. Solche zufälligen Mutationen passieren ständig, in allen Lebewesen. Manchmal sind sie von Vorteil, dann entwickelt sich die Art weiter. Und manchmal sind sie eben von Nachteil, dann stirbt die Art aus. Das kommt vor, und zwar täglich. Beim Panda sehen wir es eben viel mehr als bei irgendeiner Seegurke, weil er groß und kuschelig ist. Ob das aber immer der beste Grund ist, viel Geld in die Arterhaltung zu pumpen?

+++ Verkaufe: Nobelpreis, gut erhalten, politisch etwas angekratzt +++

nobe_sheetlSo ein Nobelpreis auf dem Kaminsims oder gerahmt überm Sofa, das wäre doch was! Wenn da nicht dieses lästige Problem wäre, dass man einen weltbewegenden wissenschaftlichen Durchbruch machen muss… Aber man darf aufatmen, es gibt eine einfachere Lösung: Wer knapp 5 Millionen Dollar auf der hohen Kante hatte, konnte sich vergangenen November einfach einen Nobelpreis ersteigern. Und wenn man Verwandte hat, die ein bisschen hinter dem Mond leben, kann man ihnen beim nächsten Besuch vielleicht sogar weismachen, dass man vor einigen Jahrzehnten eigenhändig die Struktur der DNA aufgeklärt hat.

Dafür bekam der Biologe James Watson nämlich seinen Nobelpreis. Gemeinsam mit seinen Kollegen Francis Crick, Maurice Wilkins und Rosalind Franklin (die bei der Nobelpreisnominierung mal eben ignoriert wurde) konnte er 1953 die Struktur der DNA-Doppelhelix zeigen.

Diese wissenschaftliche Entdeckung wurde vielfach als „die wichtigste des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet und 1962 mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin geehrt. Und doch entschied sich James Watson vergangenes Jahr dafür, das gute Stück zu verkaufen. Die anderen beiden brauchte er nicht fragen, die sind inzwischen verstorben. James Watson ist damit der einzige noch lebende Wissenschaftler, der jemals seinen Nobelpreis verkauft hat.

Wie kommt man auf so eine Idee, das Symbol für die größte Errungenschaft seines Lebens herzugeben? Er hat wohl versucht, etwas wiedergutzumachen. Im Jahre 2007 sagte er in einem Interview mit der Sunday Times, dass Afrikaner genetisch bedingt im Durchschnitt weniger intelligent seien als Europäer und fügte hinzu „Nur, weil wir gerne wollen, dass alle Menschen gleichermaßen intelligent sind, ist das nicht automatisch so.“ Da mag er Recht haben, aber der Kommentar über die Intelligenzunterschiede zwischen Europäern und Afrikanern kam gar nicht gut an. Watson musste seinen Posten als Direktor des Cold Spring Harbor Laboratory in New York räumen, den er seit 1976 innegehabt hatte. Dieser Verlust seiner Position brachte finanzielle Konsequenzen mit sich. Trotzdem hat Watson einen Teil der Erlöse aus der Versteigerung an wissenschaftliche Einrichtungen gespendet, wie die University of Chicago, wo er selbst studierte, oder das Clare College Cambridge, wo er seine bahnbrechende Entdeckung über die Struktur der DNA machte. Ob es James Watsons Ruf wieder auf die Sprünge hilft, wird sich zeigen. Schade, dass eine so große Karriere, getragen von dieser unglaublich wichtigen Entdeckung, so bitter enden muss.

Größer ist besser!

By Ahodges7 (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia CommonsForscher der Abteilung Geologie und Umwelt an der amerikanischen Stanford University haben gemeinsam mit Mathematikern des Swarthmore College USA herausgefunden, dass marine Lebewesen auf unserem Planeten immer größer werden. Dazu haben sie Fossilien und maßstabsgetreue Fotos von Tieren vermessen und so die Körpergrößen von 75 % der Arten von Meerestieren die in den letzten 542 Millionen Jahren lebten ermittelt. Das ist ziemlich gründlich. Und so darf man den Forschern glauben schenken, wenn sie zu dem Schluss kommen, dass Meerestiere im Laufe der Evolution immer größer geworden sind. Die statistische Auswertung der Daten hat ergeben, dass dies kein Zufall ist, sondern gerichtete Selektion. Das heißt, dass die größeren Tiere einer bestimmten Art sich öfter fortpflanzen und die Gene für ihre Körpergröße damit öfter weitergegeben werden als die Gene für geringere Größe. Doch warum können diese Tiere sich öfter fortpflanzen? Noel A. Heim und seine Kollegen, die diese Ergebnisse heute in der Zeitschrift Science veröffentlicht haben, führen es darauf zurück, dass größere Tiere zum einen erfolgreicher sind bei der Nahrungssuche und der Partnerwerbung, weil sie schlicht stärker sind als ihre kleineren Artgenossen. Eine größere Rolle scheint jedoch zu spielen, dass größere Tiere weiter schwimmen können und daher Nahrung und Partner in einem größeren Umkreis finden. Und noch etwas: Vielleicht ist dem einen oder anderen gerade schon durch den Kopf gegangen, dass die meisten größten Meerestiere Säugetiere sind – Wale, Walrosse und Seekühe zum Beispiel. Sie alle müssen auftauchen um Luft zu holen. Das scheint zunächst ein Nachteil zu sein, doch der Sauerstoffgehalt der Luft ist etwa 25 mal höher als der im Wasser, Luft „fließt“ viel schneller als Wasser durch die Atmungsorgane und die Aufnahme des Sauerstoffs ins Blut aus der Luft ist 300.000 mal schneller als aus dem Wasser. Dreihunderttausend! Das macht den Stoffwechsel eines Luftatmers viel effizienter als den eines Wasseratmers und gibt marinen Säugetieren damit die Möglichkeit, sehr groß zu werden.

Menschen sind im Laufe der Jahrtausende auch immer größer geworden. Ob das daran liegt, dass wir Luft atmen? Wohl eher daran, dass wir Supermärkte haben und unser Essen nicht selbst fangen müssen 😉

Die dunkle Seite der Mikrobiologie

Pseudomonas aeruginosa  Photo Credit: Janice Haney Carr Content Providers(s): CDC/ Janice Haney Carr - This media comes from the Centers for Disease Control and Prevention's Public Health Image Library (PHIL), with identification number #10043.Wir haben ein Problem und es wird schlimmer – multiresistente Bakterien. In den Nachrichten hört man immer wieder davon, sie werden „multiresistente Keime/ Erreger“, manchmal auch „multiresistente Krankenhauskeime“ genannt. Dabei handelt es sich um Bakterien, die nicht mehr durch Antibiotika bekämpft werden können. Solche Bakterien können sich zum Beispiel in offenen Wunden ansiedeln und deren Heilung verhindern. Auch unter Erregern von Tuberkulose, Durchfall und Lungenentzündung sind bereits multiresistente Erreger (MRE) aufgetaucht. Besonders häufig hört man dieser Tage von Pseudomonas aeruginosa, einem Krankenhauskeim, der 10 % aller Krankenhausinfektionen verursacht. Dieses Stäbchenbakterium ruft unter anderem Harnwegsinfektionen, Dickdarm- oder Hirnhautentzündungen hervor. Besonders Menschen mit schwachem Immunsystem, z.B. Kinder und ältere Leute oder Menschen mit Vorerkrankungen sind anfällig für die Infektion mit einem solchen MRE. Doch wie konnte es dazu kommen, dass Bakterien immun sind gegen fast jedes bekannte Antibiotikum? Und was können wir auf lange Sicht dagegen tun?

Antibiotika (die Einzahl lautet übrigens „Antibiotikum“) sind Stoffe, die Bakterien (und nur Bakterien – keine Viren!) abtöten können. Sie kommen vielfach in der Natur vor, da sie meistens von Bakterien oder Pilzen produziert und ausgeschieden werden. Die Bakterien und Pilze nutzen sie, um andere Mikroorganismen in ihrer Umgebung in Schach zu halten und möglichst viele Nahrungsquellen für sich zu behalten. Das allererste Antibiotikum, das von einem Wissenschaftler entdeckt wurde, war das Penicillin. Es wird von einem Schimmelpilz namens Penicillium hergestellt. Bereits 1893 konnte Bartolomeo Gosio Penicillin aus dem Pilz gewinnen. Seine Ergebnisse blieben jedoch unbekannt. 1897 veröffentlichte der französische Militärarzt Ernest Duchnese seine Doktorarbeit, in der er beschrieb, dass die Stallknechte im Militärhospital die Sättel der Pferde in einem dunkeln, feuchten Raum aufbewahrten, um die Bildung von Schimmel auf den Sätteln zu fördern. Auf die Frage, warum sie dies täten, antworteten die Stallknechte, dass die wunden Stellen auf den Rücken der Pferde dadurch besser heilten. Duchnese injizierte daraufhin einem Meerschweinchen, das er zuvor mit Typhus infiziert hatte, den Schimmelpilz. Das Meerschweinchen wurde vollkommen gesund.

Seit der Entdeckung des Penicillins wurde viele andere Antibiotika gefunden und jahrzehntelang erfolgreich zur Krankheitsbekämpfung eingesetzt. Doch damit begann auch das Problem. Die DNA von Bakterien verändert sich ständig durch zufällig auftretende Mutationen. Dabei kann es passieren, dass ein Gen entsteht, dass das Bakterium resistent macht gegen ein bestimmtes Antibiotikum. Wenn dieses Bakterium nun zum Beispiel an den Mandeln eines Patienten sitzt, der dieses Antibiotikum einnimmt, wird es nicht sterben. Stattdessen kann es sich rasant vermehren und so den Patienten zu einer Quelle eines resistenten Erregers machen. Von ihm aus kann es sich auf andere Menschen verbreiten.
Auch die Unzuverlässige Einnahme von Antibiotika kann resistente Keime erzeugen. Wenn man frühzeitig aufhört, das verschriebene Antibiotikum einzunehmen, weil man sich besser fühlt, wurden womöglich nicht alle Keime abgetötet. Die noch lebenden Keime können dann Resistenzen entwickeln.
Ein bedeutender – vielleicht der bedeutendste – Faktor heutzutage ist die massenhafte Verabreichung von Antibiotika an Tiere in Schlachthöfen. Damit will man verhindern, dass die Tiere krank werden. Würde ein Tier in Massenhaltung krank, könnte sich die Krankheit durch den engen Kontakt mit seinen Artgenossen rasend schnell in der ganzen Anlage verbreiten. Das will man verhindern und so gibt man extrem hohe Dosen Antibiotika. Wenn wir das Fleisch dieser Tiere essen, nehmen wir die Antibiotika auf und erschaffen dadurch in unserem Körper eine Brutstätte für Keime, die sich nun anpassen und Resistenzen entwickeln müssen.

Was kann die Wissenschaft tun, um diese verheerende Entwicklung aufzuhalten? Eine Abschaffung der Massentierhaltung wäre natürlich wünschenswert, würde aber lange dauern – zu lange. Also müssen schnell neue Antibiotika her. Da man diese aus Bakterien in der Natur gewinnt, könnte man einfach neue Bakterien suchen. Das hat man auch getan. Und festgestellt, dass sie nur Antibiotika herstellen, die schon auf dem Markt sind.
Man nimmt sogar an, dass man alle Bakterien, die sich im Labor kultivieren lassen, bereits kennt. Doch das sind nur etwa 1 % aller bekannten Bakterien! Die restlichen 99 %, die „dunkle Seite“, lassen sich nicht im Labor halten. Wenn man sie auf einem Nährboden versucht zu kultivieren, sterben sie. Was tun? Nun, wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg eben zum Propheten kommen, nicht wahr! Die Mikrobiologen Slava Epstein und Kim Lewis haben eine Apparatur erfunden, mit der man Bakterien direkt in der Natur kultivieren kann. Kleine Kammern, die mit einer porösen Membran abgedeckt werden, werden in den Boden eingelassen. Die Poren in der Membran sind so klein, dass nur Bakterien hindurchpassen. Bakterien aus dem Boden können in die Kammern einwandern und dort wachsen. Nach etwa zwei Wochen „erntet“ man die Bakterien und untersucht, ob sie unbekannte Antibiotika produzieren.
Einige kleine Erfolge gab es bereits. Zwei neue Antibiotika namens lassomycin und Teixobactin wurden gefunden. Beide wirken gegen Tuberkulosebakterien und kein untersuchtes Bakterium zeigte Resistenz gegen Teixobactin.

Es besteht also Hoffnung. Dennoch geht die Suche sehr langsam voran und niemand kann vorhersagen, wie schnell neue resistente Keime auftauchen, denen auch die neuen Antbiotika nichts mehr ausmachen. Wer weiß, vielleicht brauchen wir eine ganz neue Herangehensweise in der Bekämpfung von bakteriellen Krankheiten. Ich bin neugierig, was den Wissenschaftlern einfällt und halte euch auf dem Laufenden!

Doktor Cooper, Doktor Hoffstadter, Doktor Koothrappali und Howard Wolowitz – kein Doktor.

http://scienceblogs.com/principles/files/2013/02/bigbang-lunch-cbsx-large.jpgIch liebe The Big Bang Theory. Aber der gezeigte Umgang von Wissenschaftlern untereinander basiert auf einer hoffnungslos veralteten Etikette. Wenn promovierte Wissenschaftler, also Leute mit Doktortitel, einander begrüßen oder vorstellen, sagt man den Doktortitel nicht mit dazu. Und wir duzen uns alle und sprechen uns mit dem Vornamen an. Erstens ist das einfacher so und zweitens ist die Sprache der Wissenschaft Englisch, und da gibt es kein „Sie“. Außerdem kann man bei uns nicht mit dem Doktortitel protzen, weil jeder einen hat. So ist das in den Naturwissenschaften. Merkwürdige Welt, wirklich.

Nur Ärzte machen das, glaube ich, anders. Warum? Ein Naturwissenschaftler arbeitet drei bis sieben Jahre an der Doktorarbeit. Ärzte drei bis sieben Wochen. Kein Quatsch. Nach drei bis sieben Jahren hat man dann auch die Schnauze voll und es ist einem sowieso egal, man will nur noch fertig werden mit dem Kram und sch*** auf den Titel. Aber wenn man nur drei bis sieben Wochen dran gesessen hat, muss man den Titel vielleicht dauernd sagen und überall hinschreiben, damit man nicht vergisst, dass man ihn hat. Die einen arbeiten sich fix und fertig um wichtige neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu machen, eingehend zu prüfen und in einen Zusammenhang zu bringen mit allem, was man bisher auf dem jeweiligen Gebiet weiß. Die anderen werten mal schnell ‘ne Statistik aus. Und doch kriegen alle dieselben zwei Buchstaben. Dr. Irgendwie ungerecht.

Ok, jetzt mal im Ernst. Ärzte haben einen harten und extrem wichtigen Job. Aber der „Dr. med. Dünnbrettbohrer“, wie DIE ZEIT einst titelte, ist eine Fassade. Sie ist notwendig, weil die Allgemeinheit sich daran gewöhnt hat und sich ein unterschwelliges Gefühl manifestiert hat, ein Arzt ohne Doktortitel sei irgendwie kein richtiger Arzt. Noch verrückter: Krankenhäuser vergeben aufgrund dessen beinah niemals Stellen an nicht pomovierte Ärzte. Und so müssen die Medizinstudenten sich während der Examensvorbereitung noch ein Thema für die Doktorarbeit aus den Rippen leiern und die während des Lernens auch noch irgendwie schreiben. Das erfüllt ganz und gar nicht den Zweck der Promotion, denn der ist: „… die Fähigkeit zur selbständigen wissenschaftlichen Arbeit im Rahmen der Bearbeitung eines thematisch begrenzten Forschungsbereichs zu belegen; im Mittelpunkt steht die Anfertigung einer Doktorarbeit (Dissertation), welche neue wissenschaftliche Ergebnisse enthält.“ Selbstständiges wissenschaftliches Arbeiten bedeutet, eine interessante wissenschaftliche Fragestellung zu finden, eine Hypothese zur Beantwortung dieser Frage zu formulieren und diese Hypothese dann mithilfe von Experimenten eingehend zu prüfen. Problem eins: Wer frisch von der Uni kommt, hat keine Ahnung, was in der Wissenschaft gerade abgeht. Das Finden der Frage dauert meistens einige Monate (Es sei denn, der Prof. serviert sie einem). Problem zwei: Im Laufe des allerersten Experiments zur Prüfung der Hypothese stellt sich heraus, dass die Hypothese Quatsch ist. Neue Hypothese, andere Experimente. Problem drei: Die wochenlang sorgfältig geplanten Experimente liefern im besten Fall ein völlig unerwartetes Ergebnis, im zweitbesten Fall kein Ergebnis und im allermeisten Fall funktionieren sie einfach gar nicht. Daher die drei bis sieben Jahre. Wenn man die rum hat, kann man wirklich von sich behaupten, ein vielfach frustrationsgeprüfter Wissenschaftler mit ausgeprägter Fähigkeit zum selbstständigen Arbeiten zu sein. In drei bis sieben Wochen schafft man das einfach nicht.

Selbstverständlich gibt es Ausnahmen, auch Ärzte können mehrere Jahre lang promovieren. Doch der Alltag und die typische Karriereleiter eines praktizierenden Arztes lassen das eigentlich nicht zu. Ein Arzt, der mit Patienten arbeiten möchte, hat also kaum die Möglichkeit, sich ausgiebig der Wissenschaft zu widmen. Und wer es doch tut, muss das entweder parallel zu seiner Arbeit als praktizierender Arzt machen oder wird danach Schwierigkeiten haben, wieder in die Praxis einzusteigen.

Ärzte stehen also von zwei Seiten unter Druck – auf der einen Seite verlangt die Bevölkerung (Und die meisten Arbeitgeber!) den Doktortitel und auf der anderen Seite stehen die beleidigten Naturwissenschaftler (wie ich), die nicht mit den Turbo-Promovenden in dieselbe Schublade gesteckt werden wollen.

Habe ich einen Lösungsvorschlag? An meinem Institut werden Mediziner mit 100 % Gehalt „gelockt“, um ihnen die ausgiebige Promotion schmackhaft zu machen. Doktoranden bekommen normalerweise nur 50% Gehalt (bei 150 % Arbeitsstunden…). Aber das löst nicht das Problem der fehlenden Praxiserfahrung für die promovierenden Ärzte. Meine beste Idee ist, ein Umdenken in der Bevölkerung anzustoßen, um dem medizinischen Doktortitel seinen Legendenstatus zu nehmen und die Akzeptanz für nicht promovierte Ärzte so weit zu erhöhen, dass es irgendwann nichts mehr ausmacht, ob man den Titel hat oder nicht. Dann kann der Titel vielleicht seine ursprüngliche Bedeutung als Auszeichnung für intensive wissenschaftliche Arbeit wiedererlangen.